Die Überwindung kultureller Barrieren und den Umgang mit dem grundsätzlich »Anderen bzw. Fremden« geht es Ali Asghar Mosleh in seinem Artikel »Beyond cultural barriers, Islamic mysticism and intercultural insights«. Er beleuchtet darin die Rolle der Mystik bei der Völkerverständigung und ihre Bedeutung für den interreligiösen bzw. interkulturellen Dialog. Das, was die Mystik für diesen Dialog so wichtig erscheinen lässt, und zwar unabhängig von ihrer jeweils religiösen, kulturellen und geschichtlichen Ausprägung, ist das in allen mystischen Traditionen vorkommende Spezifikum einer in der Vielfalt vorhandenen und wahrgenommenen Einheit des Seins als Wesensgrund aller Dinge. Nach einem kurzen historischen Überblick über die Entwicklung der Mystik im Islam, wobei auch die Mystik-Traditionen der anderen großen Religionen stets vergleichend miteinbezogen werden, veranschaulicht Mosleh anhand zahlreicher Textbeispiele von bekannten islamischen Mystikern wie Ibn ʿArabī und Rūmī, wie die mystische Einheitserfahrung den Umgang mit dem, was anders ist als man selbst, prägt und beeinflusst. Dabei könnte man davon ausgehen, dass die Erkenntnis von der sich in Allem manifestierenden Weisheit Gottes dazu führe, dass in der Begegnung mit dem Anderen ausschließlich Liebe, Zuneigung und Toleranz zum Ausdruck kommen, was sicherlich, wie der Artikel zeigt, für einen Großteil der islamischen Mystiker angenommen werden kann, doch macht der Autor auch auf andere Tendenzen innerhalb der islamischen Mystik aufmerksam, auf Tendenzen, die eher das »Trennende« im Blick haben als das »Vereinende«. |